Prolog

Amonon blickte aus dem Fenster seines Turmes. Vor ihm erstreckten sich die trostlosen Felsen des Beorgebirges. Kühle Nachtluft schlug ihm entgegen und das Licht der zwei Monde machte die Nacht zum Tag. Ungeduldig knetete er seine Fingerknöchel und blickte zum Horizont. Es würde nicht mehr lange dauern, ehe sich die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke kämpfen würden.

Ein Pochen durchschnitt die Stille. „Herein!“ Amonon wandte sich der Tür zu und faltete die Hände hinter dem Rücken. „Du bist spät.“ Sein Besucher verzog keine Miene als er den Raum betrat. Er neigte leicht sein Haupt und blickte seinem Gebieter furchtlos in die Augen als er sprach: „Verzeiht mir mein Herr, ich bin so schnell gekommen wie ich konnte. Ihr habt einen Auftrag für mich?“

Finster musterte Amonon sein Gegenüber. Seine dunkle Haut war von Narben durchzogen und die eisigen blauen Augen hätten so manch einen unschuldigen Knaben erzittern lassen.

Er war der fähigste Schattenwandler in seinem Heer, dennoch würde Amonon ihm eines Tages persönlich den Kopf abschlagen, sollte dieser Narr nicht bald etwas mehr Demut lernen.

Ohne seinem Blick auszuweichen, ließ der Besucher sich unaufgefordert in einem der Stühle nieder und faltete geduldig die Hände im Schoß.

Amonon knirschte wütend mit den Zähnen, ließ sich jedoch nichts anmerken.

„Ich habe dich rufen lassen, um mir mein Eigentum zurückzubringen. Ich will, dass du die Truppen am Mondsee aufsuchst und das Portal nutzt." Er zog einen Beutel aus einer Schublade und reichte sie seinem Besucher. "Es ist endlich soweit. Du hast keinen Spielraum für Fehler! Ich erwarte dich hier in drei Tagen." sein Gegenüber nickte und griff nach dem Beutel. "Und Gabriel, ich brauche sie lebendig! Andernfalls ist sie nutzlos und du solltest dich hier lieber nicht mehr blicken lassen!"

Gabriel verzog keine Miene. Ohne eine weiteres Wort griff er nach dem Beutel und verließ den Raum.

Amonon schritt zum Fenster zurück und blickte abermals zum Horizont. Viele Jahre waren vergangen, doch nun hatte er endlich einen Weg gefunden. Mit ihr, würde ihn nichts mehr aufhalten können.

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